Start des Jubiläumsjahrs „50 Jahre Frauenfußball“

02.01.2020
Bereich
Bärbel Petzold

Das Jahr 2020 wird ein Besonderes für die Fußballerinnen im Südwesten. „50 Jahre Frauenfußball“ werden gefeiert. An vielen Orten wird an die Anfänge in den 70er-Jahren erinnert. Doch wie ist es aktuell um den weiblichen Fußball bestellt? Wir sprachen darüber mit Bärbel Petzold, der Vorsitzenden des Frauen- und Mädchen-Ausschusses des SWFV.

Wie bewerten Sie die Lage des Frauenbereichs, speziell im Südwesten?
Es hakt bundesweit leider ein bisschen. Die Bayern haben beispielsweise in kurzer Zeit 600 Teams verloren. Aber im Bereich des SWFV sind die Mannschaftszahlen stabil geblieben. Wir sind da bundesweit eine Ausnahme, auch weil wir es frühzeitig ermöglicht haben, in unterschiedlichen Teamgrößen zu agieren. Elfer-, Neuner-, Siebener-Teams, alles ist möglich.

Auch im Südwesten gehen die Teamzahlen in manchen Regionen zurück. Woran machen Sie die Probleme fest?
Da gibt es nicht den einen Grund, eher eine Vielzahl an Ursachen. Das ländliche Randgebiet beispielsweise. Viel hängt natürlich an den Vereinen, und wie sie sich in Schulen engagieren und um Nachwuchs werben. Das ist für mich ein ganz wichtiger Ansatz, die Basisarbeit. Allerdings kostet das Zeit, und du brauchst Leute, die diese Zeit investieren können.

Mädchenfußballtage

Wie kann eine solche Zusammenarbeit Verein/Schule aussehen?
Ein wichtiges Instrument können Mädchenfußballtage sein. Einen solchen habe ich in diesem Jahr in Alzey und Pfaffen-Schwabenheim ausgerichtet. Da spielen Mädchen aus Grundschulen unter sich. Das kommt sehr gut an. Dazu sind Angebote in Ganztagsschulen wichtig. Das Ganze ist aber ein mühsames Geschäft. Wenn von den 100 Mädchen, die wir dort erreichen, anschließend zwei, drei in den Verein kommen, ist das ein Erfolg. Wichtig ist dabei auch eine positive Begleitung durch die Medien. Meine Erfahrung zeigt, dass eine positive Berichterstattung auch immer wieder etwas Positives bewirkt.

Unterstützt der Verband die Vereine bei dieser Basisarbeit?
Ja, nehmen Sie alleine die Fußballfortbildung 20 000plus für Grundschullehrer/innen in Edenkoben oder die dezentralen Lehrgänge, die die Vereine beim SWFV anfordern können. In Rheinhessen und der Vorderpfalz haben wir mehr als 50 solcher Lehrgänge durchgeführt.

Sie waren selbst eine sehr erfolgreiche Fußballerin, sind Deutsche Meisterin geworden. Nun engagieren Sie sich seit vielen Jahren auf dem Funktionärsparkett. Wie definieren Sie persönlich ihre Rolle?

Ich versuche, unseren Sport so gut wie möglich zu organisieren, damit er optimal funktioniert. Vom Breiten- zum Spitzensport, wir sind für alle da, die den Frauenfußball nach vorne bringen wollen. Aber da muss auch etwas zurückkommen, vor allem von den Vereinen.

Welchen Rat haben Sie an die Vereine?
Auch kleine Turniere können eine Alternative sein. Aber eines ist ganz wichtig. Lasst die Mädchen unter Mädchen spielen. Die Mädels brauchen einen Wohlfühlfaktor, und der ist am größten, wenn die Freundin dabei ist. Viele Mädchen werden bei den Jungs gebraucht, um dort die Teams aufzufüllen. Selbst dann, wenn die Mädchen gar nicht mit Jungs spielen wollen. Deshalb hören einige Mädchen auf. Und noch ein Vorschlag: Die Vereine sollten Frauen die Organisation des Frauenfußballs überlassen.

Fehlt es auch an Vorbildern?
Auch das. Nach der WM 2006 hatten wir einen großen Zulauf, auch 2011 bei der Frauen-WM im eigenen Land wurde einiges gepusht. Ich setze deshalb auf die EM 2020 und auf die Heim-EM 2024. Aber auch das Jahr 2020 mit zahlreichen Veranstaltungen zum Thema „50 Jahre Frauenfußball“ könnte für Aufmerksamkeit sorgen.

Gute Trainer

Welche Rolle spielen die Trainer?
Eine sehr wichtige. Und wir haben gute Trainer im Südwesten. Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Guten uns auch schnell wieder verlassen in Richtung Bundesliga, beispielsweise nach Hoffenheim oder Freiburg.

Beim Verbandstag 2016 wurde nach langer Diskussion die Altersklassen-Regelung nicht aufgeweicht.
Das hätte nichts gebracht. Niedersachsen hat es gemacht, hat aber nicht eine Mannschaft mehr seitdem. Auch hätten die Eltern da nicht mitgespielt. Was machbar ist, machen wir machbar. Und die Mädchen, die Fußball spielen wollen, haben alle Möglichkeiten, es zu tun.

Runder Tisch

Ein Runder Tisch für den Mädchenfußball ist in manchen Regionen im Gespräch, um etwas zu bewirken.
Das haben wir alles schon angeboten. Dann müssen die Vereine, die sich benachteiligt fühlen, aber auch zu solchen Veranstaltungen kommen. Es hilft nichts, nur zu sagen, dass es schlecht läuft, sondern die Vereine müssen auch etwas dafür tun, dass es sich verbessert.

Wie startet der SWFV ins Jubiläumsjahr 2020?

Den Frauen- und Ü35-Futsal-Cup am 25. und 26. Januar in Kirn-Sulzbach haben wir unter das Motto „50 Jahre Frauenfußball“ gestellt. Ich freue mich schon darauf, was die Teilnehmerinnen dort über ihre Erfahrungen aus den vergangenen Jahren zu berichten haben.
 

 

Foto: Scheckübergabe der Bonuszahlung des DFB für Talentförderung an den TSV Schott Mainz: Bärbel Petzold mit Spielerin Jukle Kleymann.

Text: Olaf Paare