Ein Held, der keiner sein möchte

09.03.2021
Fußballheld

Viele Vereine leiden unter Mitgliederschwund – und das Ehrenamt darbt im Gleichschritt mit. Doch es gibt sie noch, die jungen „Helden“, die ihre Freizeit für die Gemeinschaft opfern, sich in Vereinen engagieren und sich damit in den Dienst der Gesellschaft stellen. Ein leuchtendes Beispiel: Tobias Layes vom FV Olympia Ramstein (Kreis Kusel-Kaiserslautern).

 

VON DIRK LEIBFRIED

 

Den Begriff „Helden“ hat wohl auch der Deutsche Fußballverband (DFB) ganz bewusst gewählt, als er 2015 neben dem Ehrenamtspreis die Aktion „Fußball-Helden“ ins Leben gerufen hat. Dabei kann Tobias Layes mit dem Begriff eher weniger anfangen: „Bei uns in der Familie war es immer selbstverständlich, sich ehrenamtlich zu engagieren, das kenne ich gar nicht anders.“ Das hat seinen Verein aber nicht davon abgehalten, ihn im vergangenen Jahr genau in dieser Kategorie vorzuschlagen. Mit Erfolg. Die Ehrung fand zwar noch statt, aber die als Preis ausgelobte Fußballreise nach Barcelona wurde erst einmal auf unbestimmte Zeit verschoben.

 

Natürlich freue man sich über Anerkennung, über ein Dankeschön für die geleistete Arbeit, so Layes. Aber dies sei nicht der Antrieb für sein Engagement. Mehr noch: „Wenn ich es nicht mache, muss ein anderer mehr machen.“ Er appelliert daher an andere junge Menschen, sich einzubringen und Aufgaben im Verein zu übernehmen. „Je mehr wir sind, desto mehr können wir im Team erreichen.“

 

Als Spieler durchlief Tobias Layes alle Juniorenmannschaften des FV Olympia Ramstein, ehe er ins Aktivenlager wechselte. Heute ist er Spielführer der ersten Mannschaft in der A-Klasse Kusel-Kaiserslautern – und „ein Vorbild an Einsatz und Siegeswillen“, wie es im Bewerbungsschreiben seines Vereins heißt. Doch auch der Nachwuchs liegt dem 28-jährigen Studenten der Energie- und Verfahrenstechnik an der TU Kaiserslautern am Herzen. Beim JFV Westpfalz, zu dem einige Jahre auch die Ramsteiner zählten, und seit 2018 wieder für seinen Heimatverein betreut und trainiert er Kinder und Jugendliche. Derzeit ist er verantwortlich für die C-Junioren der Olympia. Seit drei Jahren fungiert Tobias Layes auch als Beisitzer in der Vorstandschaft.

 

Im Verein sind sie froh, einen wie Tobias Layes in ihren Reihen zu haben: „Vereinsveranstaltungen wie Arbeitseinsätze, Essensstände des Vereins bei Ramsteiner Veranstaltungen, die Planung von Weihnachtfeiern, Abschlussfeiern oder Kabinenfesten sind ohne seinen Einsatz nicht denkbar. Vorbildlich geht er bei diesen Veranstaltungen voran und spornt mit seinem Einsatz die jüngeren aber auch älteren Vereinsmitglieder an“, heißt es in der Laudatio.

 

Doch damit nicht genug. Neben seiner Tätigkeit für die Ramsteiner Fußballer engagiert sich Layes in der Jungen Union Ramstein-Miesenbach, ist Mitglied der Kolping-Familie und auch in der Katholischen Kirche aktiv. Zudem ist er ein überaus talentierter Moderator und Entertainer. So führte er im Duett mit seinem Bruder Jonas hochprofessionell durch die 800-Jahr-Feier der Stadt Ramstein. Während der Fastnacht nutzt er sein musikalisches Talent, um bei den Prunksitzungen mit Gitarre und Gesang als Leibgarde der Prinzessin aufzutreten. Seit mehreren Jahren führt er die Straußjugend an und begeistert als Kerweredner.

 

Rainer Pfaff, Kreisvorsitzender und Vereinskamerad von Layes bei der Olympia, bringt es auf den Punkt: „Tobias ist ein junger Mensch, wie man ihn nicht oft findet - immer hilfsbereit, gut gelaunt und sich keiner Arbeit zu schade.“ Die macht sich Tobias Layes auch in der wettkampffreien Zeit. Er dreht Videos mit verschiedenen Trainingseinheiten, die er dann an seine Jungs aus der C-Jugend schickt. Inzwischen dürften rund 20 verschiedene Filme zusammengekommen sein. „Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist, als 13 oder 14 Jahre alter Fußballer mehrere Monate lang nicht ins Training gehen zu dürfen“, gibt er zu. Also bietet er Training per Video an. Ein Trostpflaster für die Kids. Als Teil des Ganzen. Auch das Ehrenamt hat in Zeiten wie diesen Applaus verdient. 

 

Info

In Deutschland gibt es etwa 1,7 Millionen Menschen, die sich ehrenamtlich und freiwillig im Fußball engagieren. Um diesem Einsatz Anerkennung zu zeigen, verleiht der DFB jährlich gemeinsam mit seinen Landesverbänden den Ehrenamtspreis sowie für junge Ehrenamtliche die Auszeichnung "Fußball-Helden". Die „Fußball-Helden" sind Teil der DFB-Aktion „Ehrenamt“. Der Förderpreis richtet sich speziell an junge Ehrenamtliche zwischen 18 und 30 Jahren. Voraussetzung ist ein Engagement als Trainer oder Jugendleiter in mindestens einem der letzten drei Jahre. Aufgrund der Corona-Pandemie fand im Jahr 2020 keine Ausschreibungs- und Bewerbungsphase für die beiden DFB-Ehrenamtsförderpreise statt. Bewerbungen können über die Fußballkreise oder den DFB eingereicht werden.

 

 

Bericht erschienen in DIE RHEINPFALZ - Ausgabe 56 vom 08.03.2021