Aus der Historie: Der ewige Hit Worms gegen Lautern

16.04.2020
Worms - FCK

An eine Bundesliga hat in den 50er Jahren noch kein Mensch gedacht. Und doch zog der Fußball damals schon viele in seinen Bann. Überall gab es lokale Duelle mit riesigen Zuschauerzahlen. Eine Sonderstellung hatten natürlich die Spitzenspiele der einstigen Oberliga Südwest. Hier ragte das Kräftemessen von Wormatia Worms mit dem 1.FC Kaiserslautern zweifellos noch ein Stück weit heraus.

In Worms gab's immer Massenandrang, auch herrschte stets eine Super-Stimmung. Die war besonders gegen Lautern nicht zu übertreffen. Zwischen 15.000 und 20.000 Zuschauer, alle friedlich-begeistert, bildeten in den 50ern immer wieder einen tollen Rahmen. Und noch etwas war charakteristisch! Die Spiele Worms gegen Lautern endeten fast alle torreich. Insbesondere drei Begegnungen hintereinander – von 1951/52 an. Dem 4:2-Sieg der Nibelungenstädter folgte ein 3:3 gegen die Lauterer Elf, die im Juni 1953 Deutscher Meister (4:1 gegen Stuttgart) wurde. Danach, im März 54, verbuchte Wormatia nochmal ein 3:2. Nur 54/55 - als der FCK in Worms 1:0 gewann - gab es eine Torflaute.

In einem der vier Spiele bildeten "lauter Wormser Buwe" das Gastgeber-Team. Mit einer Ausnahme! Aber den Bogert-Schorsch aus Eppelsheim, Olympia-Teilnehmer 1952 in Helsinki, betrachteten Selbert, Mechnig, Vogt, Kern und Co ohnehin als Einheimischen.

Drei von den genannten Spielen hat der Verfasser dieser Zeilen miterlebt. Er war am 7. März 1954 mit dem Fahrrad von Eppelsheim nach Worms (ca. 20 km) angereist. Die Straße vor dem Stadion war schwarz von Menschen -  wie übersät. Alle kamen zu Fuß oder per Rad. Auf der Anlage, schon bald rappelvoll, schienen alle von einer ganz besonderen Spannung erfasst. Es hatte sich nämlich herumgesprochen, dass der FCK fünf (!) Spieler in seinen Reihen hätte, die Bundestrainer Sepp Herberger im Juni zur WM 1954 mit in die Schweiz nehmen wolle. Fritz und Otmar Walter sowie Werner Liebrich waren klar. Weiterhin sollten Werner Kohlmeyer und der blutjunge Horst Eckel dazukommen.

Drei Knaller bis zur Pause ließen die Wormser Fans beinahe ausflippen: Wormatia führte sensationell 3:0 durch Tore von Schroer, Blankenberger und Baas. "Kohli" und Werner Baßler konnten nur noch verkürzen. Die "Fünfe vom Betze" erlebten am 4. Juli 1954 dann das Wunder von Bern.

Foto: Die Flugeinlage vom März 1954 mit FCK-Keeper Willy Hölz und Wormatia-Stürmer Richard Sehrt fasziniert heute noch - genau wie die "alte" Wormser Holztribüne.

Text: Heinz Hinkel