SWFV-Auswahlspielerin Chiara Bouziane beim SC Freiburg

06.11.2022
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Dieser Sommer hatte es für Chiara Loos wirklich in sich. Am 18. Juni wurde aus Chiara Loos, Chiara Bouziane. Die Hochzeit mit Mounir Bouziane (FC Homburg) im heimischen Nackenheim, für die 25-jährige Fußballerin ein unvergesslicher Tag und nur einer von vielen bewegenden Momenten im Leben der Offensivspielerin. „Es hat sich alles um die Hochzeit gedreht und wir hatten einen wunderschönen Tag, trotz der gefühlten 40 Grad“, schmunzelt Bouziane, die parallel aber noch viele andere Dinge im Kopf hatte.

Schließlich hat die 25-Jährige im Sommer einen Vertrag bei Fußball-Bundesligist SC Freiburg unterschrieben und wechselte vom SC Sand in den Breisgau. „Der Umzug dorthin musste neben der Hochzeit auch noch vorbereitet werden“, berichtet Bouziane. „Sehr gute Gespräche“ mit Birgit Bauer, Freiburgs Managerin, hätten sie vom Projekt SCF überzeugt, so die gebürtige Mainzerin. „Die Rahmenbedingungen rund um das Dreisamstadion sind sehr professionell, zudem habe ich mich aber auch in der Spielweise wiedergefunden, in der sehr viel Wert auf Technik gelegt wird“, sagt Bouziane, die nach dem Abstieg mit Sand nun „im oberen Tabellendrittel“ mitmischen will. „Für mich persönlich ist es der logische nächste Schritt und ich freue mich wirklich sehr darauf“, erklärt die Nackenheimerin, die in ihrer neuen sportlichen Heimat „super herzlich“ aufgenommen wurde. Auch die Stadt gefällt ihr sehr gut. Mit einem Sieg (2:1 in Meppen) und einer Niederlage (2:4 gegen Champions-League-Teilnehmer Frankfurt) starteten die SClerinnen in die neue Bundesligasaison. Und Chiara Bouziane feierte keine fünf Minuten nach ihrer Einwechslung gegen die Eintracht ihre Torpremiere für den neuen Verein. „Ich möchte der Mannschaft mit vielen Toren und Vorlagen helfen“, betont die 25-Jährige, die beim 1. FC Nackenheim, Fontana Finthen, Hassia Bingen und dem SV Gonsenheim das Fußballspielen lernte. Über Schott Mainz, Saarbrücken und Sand ging es nun in den Breisgau.

Hofft auf positiven Effekt der EM

„Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt und wissen, wie viel Potenzial in uns steckt“, peilt Bouziane mit ihrem neuen Team einen Platz unter den ersten Vier an. „Das wäre mein Wunsch.“ Mitverfolgt hat sie auch die Frauen-EM in England. „Ich habe mir jedes Spiel angeschaut und war von der Stimmung wirklich begeistert“, hält Bouziane fest. „Auf einmal haben alle über Frauenfußball gesprochen, ob in den Medien oder privat. So viel Aufmerksamkeit war lange nicht da“, hält die Nackenheimerin fest: „Ausschlaggebend dafür war aber auch die sehr starke Leistung der deutschen Mannschaft, die der ganzen Welt gezeigt haben, wie stark sich der Frauenfußball in den letzten Jahren entwickelt hat.“ Auf einen positiven Effekt, auch für die Bundesliga, hoffen sie nicht nur in Freiburg. „Es wird aktuell auch viel mehr berichtet und das hilft natürlich sehr. Ich hoffe, dass die Leute den Weg zu unseren Spielen finden werden“, sagt Bouziane. Etwas schade sei da, dass der Ligastart so weit hinter der EM lag. „Der ganz große Schwung war bis dahin etwas verflogen, da hätte ich mir einen früheren Beginn gewünscht“, sagt die 25-Jährige, der aber auch bewusst ist, dass sich weiterhin viel im Bereich der Rahmenbedingungen ändern muss. „Um guten Fußball zu zeigen, müssen auch alle Mannschaften auf professioneller Ebene arbeiten können. Dazu gehört auch das Finanzielle, denn viele Spielerinnen müssen neben dem harten Trainingsprogramm noch immer einem Job nachgehen“, hält Bouziane fest.

„Wir benötigen mehr Zuschauer“

Der Schlüssel liege aber vor allem im Bereich des Marketings. „Wir benötigen mehr Zuschauer, damit die Vereine besser wirtschaften können. Deshalb müssen wir die Leute weiter von unserem Fußball überzeugen“, erklärt sie. Rahmenbedingungen, wie sie beim SC Freiburg im Dreisamstadion herrschen, „findet man im Frauenfußball selten vor“, sagt der Neuzugang. „Ich habe mich zum ersten Mal wie ein echter Profi gefühlt“, erklärt Chiara Bouziane. Ein Gefühl, das sie zweifelsfrei beflügelt und der ehemaligen Auswahlspielerin des SWFV sowie des DFB sicherlich noch weitere Tore bescheren wird.

Von Martin Imruck, aus SÜDWEST FUSSBALL 3/2022